Zunächst Ein Bisschen Geschichte Aus Dem Hübschen Büchlein Von Peter P. Riesterer:
Unter den Einheimischen am Lago Maggiore haben bereits um 1490 die
beiden Brissagoinseln die Bezeichnung 'Kanincheninseln' (Isole dei
Conigli) verwahren, nachdem sich 'in der guten alten Zeit' die auf ihnen
ausgesetzten Kaninchen zu einem unübersehbares Heer vermehrt hatten.
Darüber gibt es im Volksmund eine wunderliche Legende, deren
Wahrheitsgehalt mit einem Fragezeichen versehen werden muss:
In einem Dorf am See, bekannt als das der 'hundert streunenden Katzen',
soll ein gut situierter Mann je an einem Samstag Freunde zu einem
Hasen- oder Kaninchenbraten, dem eine politische Diskussion folgte, zu
sich eingeladen haben. Möglich, dass es dabei mehr um Gemeindepolitik
als um Tafelfreuden ging. Das Aufgetischte kam von den Inseln. Eines
Tages, nach Jahresbeginn, soll eine alte Frau, welche die streunenden
Katzen betreute und mit Milch versorgte, bemerkt haben, dass der Katzen
immer weniger waren, ohne dass Kadaver gefunden wurden, noch Füchse
sich im Dorf zeigten. Man ging der Sache nach und will gesehen haben,
wie eine Bediente des noblen Herrn Katzen in das Haus lockte. Der
Verdacht, dass diese in den Topf wanderten, lag auf der Hand. Der
Bestand an Kaninchen auf der Insel hatte, der vielen Jäger wegen,
beträchtlich abgenommen. Schliesslich war man sich einig, dass in der
Küche des Gastgebers Kaninchenbraten mit Katzenfleisch gestreckt wird.
Das alles zusammen mag von den Dorfbewohnern zur Erleichterung ihres Gewissens
erfunden worden sein. Noch heute ist gewiss, dass die eine bzw. andere
streunende Katze an Fest- und Feiertagen in ihre Töpfe wandert, um
den Kaninchen- beziehungsweise Hasenbraten zu strecken.
Hasenpfeffer ist in ländlichen Gebieten immer noch ein Schmankerl, für dessen Vorbereitung es viel Zeit, Rotwein und verschiedene Gemüse braucht.
Zu einem Hasen- oder Kaninchenbraten nach Bauernart benötigt man Speck, Gewürznelken, frische Rüben, Schwammerln, Sellerie, Knoblauech und Rahm. Da sich ebenfalls im Tessin die Essitten verfeinert, die Küche sich von der Iändlichen zur bürgerlichen umgestellt hat, sind gebratene Kaninchen außergewöhnlich beliebt. Giovanni, einer der Meisterköche am Verbano, benötigt für die Vorbereitung Pfeffer, Zitronen, Salz, Nussöl, Mehl, Eier, ein Rosmarin- oder Thymianzweiglein. Andere nehmen statt Rosmarin Pfeffer- minze.
Noch köstlicher sei ein Kaninchenbraten, wenn man den üblichen Ingredienzien Majoran, Wacholderbeeren, geräucherten Speck und einen Schuss Marsala beigebe und auf Zitronen verzichte, glaubte Zia Maria. Sie kochte manches Jahrzehnt für eine Feinschmeckerfamilie am Ceresio. Und Als nächstes Zum Eigentlichen Rezept
Arrosto di coniglio alla contadina (Bäuerlicher Kaninchenbraten)
Das Kaninchen in gleichmässige Stückchen zerteilen und mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen.
Das Butterschmalz in einem Reindl zergehen, die Kaninchenstücke darin anbraten, den Speck würfeln, beifügen und mitbraten. Mit Weißwein löschen. Hühnersuppe sowie Wacholderbeeren und Küchenkräuter beifügen.
Im Herd eine halbe Stunde bei geschlossenem Deckel rösten, dabei öfter begießen. Mit Marsala löschen und 20 min im Herd weiter dünsten.
Dieses Gericht wird gerne mit einem Safranrisotto beziehungsweise einer Polenta gereicht.
Nach: Peter P. Riesterer, Tessiner Küche, Geschichten und Rezepte,
Unser Tipp: Verwenden Sie einen Speck mit einem kräftigen Geschmack - so verleihen Sie diesem Gericht eine besondere Note!