Wo der Imam vor Entzücken in Ohmacht fiel

Türkische Küche

Worüber war der Gottesmann, der einem der berühmtesten türkischen Gerichte seinen Namen lieh, eigentlich so entzückt? Über Bauchtänzerinnen etwa? Oder gar über die egrillten, in der Türkei auch „Glocken der Heimat“ genannten Hammelhoden oder die Schafsköpfe, die in Istanbul bereits in den frühen Morgenstunden in den Iskembe Salonu als bestes Mittel gegen den Morgenkater angeboten werden?

Sollten den Imam etwa jene„Frauenschenkel“ genannten Köfte entzückt haben, unter denen man kleine feiste Fleischbällchen in Eierkruste versteht? Oder galt sein Entzücken gar einem der zahlreichen, mit eher ein- als zweideutigen Namen belegten, honigtriefenden Desserts seiner Heimat, die dann etwa „Frauennabel“oder „Lippen der Schönen“ heißen?

In der Tat mochte, zumindest wenn es nach der türkischen Speisekarte geht, nichts von alledem des Imams Entzücken so sehr zu erwecken wie jene überbackenen und mit Paprika, Tomaten und Zwiebeln gefüllten Auberginenhälften, die dem Gericht IMAM BAYILDI , das heute noch auf allen türkischen Mezeler-Buffets vertreten ist, den Namen gaben.

Wie in Griechenland beginnt auch ein klassisches türkisches Mahl mit MEZELER – üppigen Vorspeisen. Sie bestimmen die türkische Küche nicht nur in ihrem (kleinen) europäischen, sondern auch in ihrem viel größeren asiatischen Teil. Der Bogen der angebotenen Köstlichkeiten reicht von pochiertem Lammhirn über Meeresfrüchte und gefüllte Miesmuscheln oder Weinblätter bis hin zu luftgetrockneten Makrelen sowie üppigen Bohnen- und Artischockensalaten.

Die Hauptspeisen, so könnte man fast meinen, sind in der Türkei angesichts des Vorangegangenen eher sekundär. Meist handelt es sich um gegrilltes Fleisch, den ewig sich in den Auslagen drehenden Döner Kebab oder Fisch vom Holzkohlengrill.

Zumal am Bosporus und am Marmarameer in zahlreichen einfacheren und nobleren Restaurants Fischspezialitäten wie LÜFER (Blaubarsch) und LEVREK (Seebarsch) angeboten werden, die – wenn man den Angaben der Einheimischen mehr glaubt als einem persönlichen Lokalaugenschein – aufgrund der speziellen Süß-und-Salzwassermischung dieser euroasiatischen Meerenge nirgendwo auf der Welt so gut munden wie hier.

Autor: Christoph Wagner

Ähnliches zum Thema

1 Kommentare „Türkische Küche “

  1. Nala888
    Nala888 — 1.3.2016 um 10:20 Uhr

    TOLLER BERICHT

Für Kommentare, bitte einloggen oder registrieren.