Die Prosecco-Weinstraße

Prosecco, Frizzante, Spumante, Cartizze...

Ein Ausflug ins Veneto ist von Südösterreich aus auch in einem Tag zu bewältigen. Die Prosecco-Weinstraße bietet sich dafür als lohnendes und köstliches Ziel an.

Älteste Weinstraße Italiens
Sie ist 47 km lang, liegt zwischen Conegliano und Valdobbiadene und gilt als die erste Weinstraße Italiens: die Prosecco-Weinstraße erstreckt sich von der Hügellandschaft des Montello bis zum Vorgebirge der Alpen und umfasst eine romantische Landschaft aus Hügeln, Weingärten und pittoresken Ortschaften.

Auf einer Fläche von rund 4.000 Hektar werden hier derzeit jährlich rund 300.000 Hektoliter Prosecco gekeltert. Längst war es hier nicht immer so friedlich. Im ersten Weltkrieg tobten entlang der Piave nämlich grausame Schlachten, an die heute noch zahlreiche Beinhäuser, Monumente und Gedenkstätten erinnern.

Besuch auf einem Weingut
„Avanti, avanti!“ lädt uns die freundliche Chefin des Weinbaubetriebs Nardi Giordano in Soligo gleich ein, als wir zögernd an die Keller-Tür des Weinguts klopfen. Allerdings, von Keller kann man eigentlich nicht sprechen, eher ist es eine Lagerhalle, in der sich die Weintanks mit dem flüssigen Gold aneinander reihen, in der 6-er Kartons mit Flaschen aufgestapelt sind und ein großzügiger Verkostungsraum zum Verweilen lädt. Frizzante, Spumante, Spago, Cartizze, Tranquillo, . . . da soll sich einer auskennen! Also, ganz langsam.

Frau Giordano erläutert geduldig die unterschiedlichen Preis- und Qualitätsklassen des begehrten Rebensafts:
Spricht man bei uns von Prosecco, dann meint man meistens den Frizzante. Doch bei Prosecco handelt es sich in erster Linie um eine Wein-Rebe (die übrigens nach einem kleinen Ort im Triestiner Karst, also in Friaul – Julisch Venetien, benannt ist!).
Aus dieser Rebe werden ein leichter Wein (Tranquillo), der spritzige Perlwein (Frizzante) und der perlende Schaumwein oder Sekt (Spumante) gewonnen, außerdem Grappa gebrannt.
Prosecco Spago ist ein besonders edler Schaumwein, bei dem der Korken noch zusätzlich durch ein Stück Spagat festgebunden wird; Cartizze bezeichnet eine spezielle Prosecco-Art, die nur auf etwa 100 Hektar Rebfläche östlich von Valdobbiadene angebaut wird. Mehr Zuckergehalt und eine besondere Geschmacksfülle zeichnen diese Sorte aus („goldene Farbreflexe, Bukett von reifem Obst, Rosenduft“ heißt es in der Fachliteratur). Ein kleiner Tipp: Am preisgünstigsten sind meist der Tranquillo und der Frizzante zu haben (ab drei Euro die Flasche).

Beliebt quer durch die Jahrhunderte
Marcello Mastroiani schätze die Gegend rund um Soligo ebenso wie Ernest Hemingway, der den Soave und den Valpolicella rund um Verona besonders gerne vor Ort genoss.

Eleonore Duse, die große Schauspielerin, deren Geburtstag sich im Vorjahr zum 150. Mal jährte, liebte Asolo, wo sie auch begraben wurde.

Der Lebensliebe des italienischen Schriftstellers Gabriele d’Anunzio ist auch ein eigener Raum im städtischen Museum Asolos gewidmet.

Und last noch least ist das Veneto rund um Vicenza Heimat des weltberühmten Baukünstlers Andrea Palladio, des größten italienischen Architekten des 16. Jh.s. Eines seiner imposanten Bauwerke ist unweit der Prosecco-Weinstraße zu besichtigen: die Villa Barbaro in Maser, unweit Asolos, ist eines der letzten Meisterstücke des Renaissance-Baumeisters.

Ausflugsziele hinter jeder Wegbiegung
Auch das Geburtshaus des klassizistischen Bildhauers Antonio Canova in Possagno (nahe Bassano del Grappa) lohnt einen Abstecher. Doch bevor wir zu weit in Richtung Grappa-Region abschweifen, bleiben wir noch ein wenig in der Prosecco-Gegend.

Von der über Conegliano gelegenen Burg hat man einen wunderschönen Blick auf die Hügellandschaft Richtung Westen, die von der „Strada del Prosecco“ durchzogen wird: Schlösser, kleine Abteien und Kirchen (San Pietro in Feletto!), uralte Mühlen (bei Refontolo) und dazwischen Weingärten, Weinkeller und Restaurants. In kleinen Osterie und auch direkt bei Winzern entlang der Straße lässt sich das perlende Gold des Veneto stilecht verkosten.

Auf spritziger Genusstour
Bei den meisten Produzenten sind Besucher jederzeit willkommen, sich zuvor telefonisch anzumelden, ist aber dennoch ratsam – vor allem wenn man in den Genuss einer ausführlichen Führung kommen will.

Valdobbiadene
, der westliche Punkt der gut ausgeschilderten Prosecco-Weinstraße, ist zwar der kleinere, dafür aber der prominentere Ort – er gilt als die Hauptstadt des Prosecco. Alljährlich im September findet hier übrigens eine Schaumwein-Messe statt, bei der etwa 250 Kreszenzen aus ganz Italien zur Verkostung bereit stehen.

Eine kleine Orientierungshilfe: Weine, für deren Produktion ausschließlich Trauben aus dem Kerngebiet des Prosecco verwendet wurden sind mit den Bezeichnungen „Marca Trevigiana“ oder „Colli Trevigiani“ versehen, andernfalls darf der Prosecco Trauben aus dem gesamten Veneto enthalten.

Aber nicht ausschließlich die Prosecco-Rebe wird hier in der „Marca storica“, der historischen Provinz Treviso angebaut; entdeckt man Flaschen mit Bezeichnungen wie Verdiso, Perera und Bianchetta, so handelt es sich dabei um autochthone Rebsorten der Region, die ebenfalls mit viel Liebe und Hingabe gepflegt und kultiviert werden. Die Entdeckungsreise lohnt sich jedenfalls!

Adressen

Basisinfo: die Homepage des Toursimusverbands bietet einen guten Überblick (www.coneglianovaldobbiadene.it), bei den Fremdenverkehrsämtern sind auch sehr liebevoll gestaltete Folder und Gratismaterial zur Weinstraße und zu den einzelnen Gemeinden erhältlich

Einige Weingüter:

Astoria Vini, Via Antonini, Crocetta del Montello, www.astoria.it
Azienda Agricola Andreola, Farra di Soligo, Via Cal Longa 52, Col San Martino, www.andreola.eu
Azienda Agricola Drusian, Loc. San Giacomo, www.drusian.it
Bartolomiol, Via Garibaldi 142, Valdobbiadene, www.bortolomiol.com
Canevel Spumanti, Via Roccat e Ferrari 17, S. Biagio, www.canevel.it
Foss Marai, Strada di Guia 109, Guia di Valdobbiadene, www.fossmarai.com
Nardi Giordano, Via Piave 13, Soligo, www.nardigiordano.com

Autor: Karin Waldner

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1 Kommentare „Prosecco, Frizzante, Spumante, Cartizze...“

  1. schneiderel
    schneiderel — 16.5.2016 um 21:25 Uhr

    da in unserem Haushalt kein Alkohol verwendet wird, brauche ich nur noch eine Alternative um die Rezepte nachzukochen

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